Arno Ehret in Aktion. Am 5. Februar 1978 wurde er Weltmeister. – Foto: imago / WEREK
Sportart: | Handball |
Anlass: | Endspiel der IX. Weltmeisterschaft |
Datum: | 05. Februar 1978 |
Gastgeber: | Dänemark |
Titelverteidiger: | Rumänien |
Spielort: | Bröndbyhalle, Kopenhagen |
Partie: | BRD – UDSSR |
Ergebnis: | 20:19 (11:11) |
Zuschauer: | 7.000 |
Arno Ehret gehörte 1978 zu den jungen Helden von Kopenhagen. Am 05. Februar gewann er mit der deutschen Handball Nationalmannschaft den Weltmeistertitel. Die Erfolge der deutschen Handball Nationalmannschaft sorgen für Begeisterung. Auch die Rückblicke auf den Titelgewinn 1978 bringt den Fans Gänsehaut. Linksaußen Ehret im Gespräch über Begeisterung, „Magier“ Stenzel und die Minuten des „Jimmy“ Waltke.
Wie frisch sind ihre eigenen Erinnerungen an den 05. Februar 1978?
Ehret: Natürlich kommen die Erinnerungen immer wieder. Spätestens zu jeder WM oder jedem Großereignis kramt irgendwer in den Archiven. Aber, auch wenn es schon sehr lange her ist: Es sind sehr schöne Erinnerungen.
Gab es damals eine ähnliche Euphorie wie es die WM 2007 auslöst?
Ehret: Das ist für mich schwer zu beurteilen. Da ich ja nicht mehr in Deutschland lebe, kann ich ja nur erahnen, welche Begeisterung die deutsche Mannschaft entfacht hat. Zudem glaub ich, ist es schwer zu vergleichen. Die Zeit war eine ganz andere. Die Berichterstattung befand sich nicht in solchen Dimensionen. Aber ich weiß, dass auch wir damals sehr viel Begeisterung ausgelöst haben.
Wie groß war der Druck auf das junge Team? Deutschland hatte 40 Jahre auf den Titel warten müssen.
Ehret: Der Druck war gar nicht so groß. Wir hatten selber eigentlich gar keine Erwartungen an dieses Turnier. Unser Motto lautete lediglich: „Wir müssen ja nicht Weltmeister werden.“
Was hat dazu geführt, dass es letztlich doch „passiert“ ist? Sie galten als Außenseiter. Was hat die Mannschaft ausgezeichnet?
Ehret: Es war eine Mischung von vielem. Wir hatten eine sehr gute Deckung und ein super Torhütergespann. Dazu kam ungeheure Disziplin und vor allem Geduld. Ich denke das hat uns zum Titel geführt.
Man sagt, diese Mannschaft hätte einen besonderen „Geist“ gehabt.
Ehret (schmunzelt): Ja, der Geist. Aber man darf solche Dinge auch nicht überbewerten. Zu der Zeit war die Rede davon auch gar nicht so ausgeprägt, wie es heute immer dargestellt wird. Aber ja, wir hatten eine tolle Mannschaft und es gibt doch schließlich auch nichts Verbindenderes als den gemeinsamen Erfolg. Um es einfach zu sagen: Wir hatten einen sehr respektvollen Umgang miteinander.
Der Gewinn ist eng verbunden mit Trainer Vlado Stenzel. Welchen Anteil hatte er wirklich?
Ehret: Vlado Stenzel hat zur damaligen Zeit eine ganz andere Form von Professionalität an die Mannschaft herangebracht. Er war fordernd und hat viel gefordert. Seine Art passte ganz genau zu unserer Mannschaft und umgekehrt.
War „König“ Stenzel schwierig?
Ehret: Natürlich hat er es oft auch geschafft die Mannschaft gehörig zu stressen. Das gehört dazu und war richtig. Und der Erfolg gibt ja auch recht.
Kommen wir mal zur 39. Minute des Finales. Es heißt, Stenzel war wegen eines Abwehrfehlers sauer auf sie.
Ehret: Da bin ich mir gar nicht mal mehr so sicher, obs wirklich ein Abwehrfehler war. Fakt war zu diesem Zeitpunkt: Auf meiner Position brauchten wir eine Veränderung. Deshalb war die Auswechslung vollkommen in Ordnung.
Dieter Waltke hat den Einsatz genutzt. Wenn auch nur für wenige Minuten.
Ehret: Auf der Bank bekommt man zwar mit was passiert, aber warum Jimmy dann wieder raus musste, kann eigentlich nur der Trainer beantworten. Ich kann mich an die Tore von Jimmy noch sehr genau erinnern. Sein, ich glaub, drittes Tor hat er aus dem Rückraum erzielt. Da dachte ich mir: Wenn du reinkommst, dann versuch das einfach auch. Hat beim Jimmy doch auch geklappt. Und tatsächlich sind mir danach noch 1 oder 2 Tore in dieser Art gelungen.
Wie war das Gefühl beim Schlusspfiff? Hat die Mannschaft realisiert, was sie gerade Großes geleistet hat?
Ehret: Es war ein wunderschöner Moment. Ich bin herumgehüpft und gesprungen. Das ist eigentlich immer ein Zeichen dafür, dass etwas ganz Besonderes passiert ist.
Vielen Dank für das Interview. Das Gespräch führte André Helpensteller.
(Die erste Veröffentlichung fand auf der Vorgängerseite, den Sporthelden, statt.)
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