Siegerehrung nach einem denkwürdigen Finale 1988: Steffi Graf, Deutschland, li. mit Trophäe neben Natasha Zvereva, Sowjetunion. Foto: imago images / Sven Simon

Tag:

04. Juni 1988

Ort:

Center Court, Stadion Roland Garros, Paris

Zuschauer:

16.500

Sportart:

Tennis

Anlass:

Finale der French Open, Damen

Paarung:

Steffi Graf (GER) – Natalia Zvereva (RUS)

Ergebnis:

6:0, 6:0

Als Natalia Zvereva mit ihrer Endspielgegnerin Steffi Graf den Centre Court in Roland Garros betritt, wirkt sie durchaus selbstbewusst. Bei ihren Siegen gegen die Mit-Favoritinnen Martina Navratilova (USA) und Helena Sukova (CSSR) hatte die 17-jährige Russin mit ihrem variablen Spiel beeindruckt. 34 gespielte Minuten später ist Zvereva am Boden zerstört. Mit 6:0 und 6:0 reißt Graf die Russin abrupt aus allen Träumen. Das längste am Match ist eine einstündige Regenpause.

Graf im Eiltempo

Vom ersten Aufschlag an macht Steffi Graf über ihre Vorhand Druck. Schon nach 52 Sekunden gewinnt sie das Auftaktspiel und geht mit 1:0 in Führung. Auch die nächsten beiden Spiele gewinnt Graf im Schnellverfahren. Gerade einmal vier Punkt hat die Deutsche ihrer Gegnerin durch eigene Fehler gegönnt, als es nach neun gespielten Minuten 3:0 für die Titelverteidigerin steht.

Dann setzt heftiger Regen ein. Fluchtartig verlassen beide Spielerinnen den Centre Court. Eine Stunde müssen sie in den Katakomben warten, bevor es weitergehen kann. Mit weißem statt zuvor lila Shirt und neuer Hoffnung kehrt Zvereva auf den Platz zurück. Viele der 16.500 Zuschauer haben in Roland Garros noch gar nicht Platz genommen, da ist der erste Satz schon vorbei – 6:0 für Graf.

Verzweifelt versucht Zvereva, Graf mit hohen Bällen auf die Rückhand aus dem Rhythmus zu bringen. Doch die 18-jährige Deutsche umläuft immer wieder die Rückhand und lässt Zvereva mit präzise verteilten Bällen von einer Ecke des Platzes zu anderen laufen. In den Pausen versinkt Zvereva auf ihrem Stuhl und versteckt ihr Gesicht in ihrem Handtuch. Die Russin lässt sich lange Zeit, um nach dem Aufruf des Stuhlschiedsrichters auf den Platz zurückzukehren. Graf steht immer schon bereit. Nach 34 Minuten hat Steffi Graf den ersten Matchball und verwandelt ihn zum glatten 6:0 und 6:0.

Nur zwei eigene Punkte

Ganze 13 Punkte gelingen Zvereva in diesem Match, elf davon durch Fehler von Graf. Zum zweiten Mal nach 1987 gewinnt Steffi Graf die French Open und ist mit der Britin Dorothea Lambert Chambers (6:0, 6:0 im Jahr 1911 in Wimbledon gegen Dora Boothby) die einzige Spielerin, die ein Grand-Slam-Finale ohne Spielverlust gewinnt. Den Rekord des kürzesten Endspiels verpasst Graf nur um drei Minuten. 1926 hatte die Französin Suzanne Lenglen für ihr 6:1, 6:0 in Paris gegen Mary Browne (USA) 31 Minuten gebraucht.

Unmittelbat nach dem Matchball ging es zu Vater Peter. Foto: imago images / Werek