Detlev-J. Irmler im Gespräch über die Bundesliga und seine Erfahrungen mit spanischen Weltklasse-Profis – Foto: André Helpensteller

Für meine ehemalige Internetseite der Sporthelde traf ich Detlev-J. Irmler zu einem Gespräch über die Tennisbundesliga, seine Erfahrungen und den Wunsch endlich Deutscher Meister zu werden. Dabei sieht er seine Mannschaft vom Düsseldorfer Rochusclub in dieser Saison nicht in der Favoritenrolle. Diese schiebt der Düsseldorfer Teamchef den Teams aus Aachen und Halle zu.

Am Freitag, dem 03. Juli 2009 startet die Tennisbundesliga. Bereits zum 51. Mal wird dann der Deutsche Mannschaftsmeister gesucht. (Alle Meister finden Sie hier!)

Die Tennisbundesliga startet am 03. Juli 2009. Auch wenn Sie zu den „alten Hasen“ gehören: Wie sehr kribbelts bei ihnen?
Die Vorbereitung auf die Saison ist sehr erfolgreich gewesen. Wir haben eine interessante Mannschaft am Start. Dabei sind ehemalige Weltklassespieler, aktuelle Weltklassespieler und Weltklassespieler von Morgen. Spieler wie Feliciano Lopez und Verdasco haben ja bei uns gespielt, bevor sie in die Weltspitze vorgestoßen sind. Und solche Spieler haben wir auch wieder in diesem Jahr. Aber auch so alte Hasen wie Santoro und Björkman, der im Doppel immer noch die Nr. 8 der Welt ist. Deshalb gehts in der kommenden Saison sicherlich ganz schön zur Sache.

Jetzt trifft man am ersten Spieltag auf Etuf Essen. Dort war die finanzielle Lage sehr angespannt. Lief die Sponsorensuche im Rochusclub reibungslos?
Was ist heute schon reibungslos? Sicher ist die Situation schwierig. Leider Gottes liegt die Aquise der Sponsoren allein in meinen Händen. Und ehrlich gesagt, dass macht mir mehr Arbeit als der sportliche Teil. Gott sei dank haben wir mit der Rochusclub-Anlage und den annähernd 5.000 Zuschauern, die unsere Heimspiele besuchen und mit tennis-live.de, eine Plattform, die für Sponsoren durchaus interessant ist. Hinzu kommen auch die lokalen Sender wie center.tv und nrw.tv. Das alles sind Dinge, die regionale Partner anspricht. Ich mach das jetzt seit über 20 Jahre und wir haben eine geringe Fluktaktion bei den Sponsoren, so dass unser Fundament immer erhalten bleibt. Das ermöglicht es mir, eine gute Mannschaft zusammenzustellen. Hätten wir 100.000 Euro mehr, dann wäre es eine Mannschaft, die Deutscher Meister werden würde.

Meister ist das Stichwort. In ihren ganzen Jahren als Düsseldorfer Teamchef zählten Sie oft zu den Titelanwärtern, gereicht hat es bislang nie. Dabei gönnen ihnen viele den ersehnten Titel. Sind ihnen solche Sympathiebekundungen wichtig?
Nun gut, dass man den Rochusclub in der Bundesliga sehen will, dass ist vertsändlich, denn es gibt innerhalb der Mannschaften, die in der Bundesliga spielen, doch eine nicht unerhebliche Fluktaktion. Und manchnal kommen eben auch Mannschaften rein, die dann aber auch schnell wieder verschwinden. Weil ein Egomane sich als Mäzen profilieren will, dann die Brocken wieder hinschmeißt, wenn es nicht so läuft, wie er es sich so vorstellt und so weiter. Das ist leider noch ein großes Manko. Es wäre besser, wenn alle Bundesligavereine so aufgestellt wären, dass sie alle einen großen Sponsorenpool hätten und nicht von einem Mann allein abhängig sind. Das ist ein Problem, dass in der Liga zweifelsohne vorhanden ist. Wir waren ein paar Mal Vizemeister, wir waren im Halbfinale. Natürlich will man den Titel auch gerne gewinnen und zwar insbesondere für die Hauptsponsoren.

Machen Sie sich vielleicht auch Druck, weil es schon so lange dauert?
Ne, ne, ganz im Gegenteil. Ich versuch die Spieler sogar eher noch zu pempern, liebevoll zu pempern und zu motivieren, dass sie in der Bundesliga ihr bestes Tennis spielen, was sie zweifelsohne auch oft tun. Der Druck der ATP-Punkte ist nicht vorhanden und sie können unverkrampfter agieren. Aber die Konkurrenz ist so stark, dass oft nur ein Punkt entscheidet. WIr haben eine Saison gespielt, da hat unser Spitzenspieler Behrendt 7 Matches im Champions TieBreak verloren. Hätten wir 3 davon gewonnen, wären wir Meister geworden.

Was passiert denn, wenn Sie endlich den Titel, den ihnen so viele gönnen, gewinnen? Wäre es eine Krönung?
Nein, überhaupt nicht. Ich sehe das viel distanzierter, als dass man das vielleicht von außen sieht. Und ich möchte auch nicht, dass man mir das gnädig gönnt. Titel hin, Titel her. Nur mal Blau Wiss Neuss als Beispiel. Die waren 2008 bestens aufgestellt, sind in der letzten Saison 7. geworden und haben von einer unglaublich erfolgreichen Saison gesprochen. Das ist halt alles so verdammt eng beieinander. Entscheidend ist doch, dass wir Weltklasse auf den Platz bringen. Wir müssen Kämpfe auf den Court bringen, wo es auf Biegen und Brechen geht, wo viele Spiele erst im Champions Tiebreak, quasi dem Elfmeterschießen entschieden werden. Da muss dann halt auch ein wenig das Glück mitspielen.

Fabrice Santoro stellt sich auch in der neuen Saison wieder den Fans. – Foto: André Helpensteller

 Im Rückblick – Was ist ihnen am prägendsten in Erinnerung geblieben in all den Jahren?
Die ganzen Erfahrungen mit den internationalen Spielern, die unsere persönlichen Freunde geworden sind. Da sind wir zur Hochzeit eingeladen, zur Geburt. Es ist ja nicht so, dass unser Kontakt nur zu der Bundesliga-Zeit besteht, nein, er besteht das ganze Jahr über hinweg. Ich reise zu den internationalen Turnieren, bin, nicht zuletzt auch wegen der Verbindung zu Air Berlin, oft in Barcelona, weil wir ja häufig mit spanischen Spielern bestückt…

Was macht ihr Spanisch?
Naja, das ist verbesserungswürdig. (lacht)

Die Spieler, die wir da kennengelernt haben, als Beispiel Clavet, um nur einen zu nennen, allesamt Weltklassespieler, waren alle Persönlichkeiten, von denen man sich weit mehr abschauen konnte, als das reine Tennis. Genau das hab ich auch versucht unseren Jugendlichen zu transferieren: Der Erfolg im Leistungssport ist maßgeblich abhängig von der Persönlichkeit eines Menschen. Man muss sich eine breite Plattform schaffen, auf der man das Leben meistern kann. Und dann kann man auch ein großer Sportler werden. Wenn man hingegen einäugig durch die Welt geht, dann klappts nicht. Genau das haben unsere Spitzenspieler in der Regel auch immer so vorgemacht.

Auch für Sie gibts kein Vorbeikommen: Wie lautet ihre Prognose für die Saison 2009?
Oh, das ist ganz einfach: Aachen ist absoluter Favorit, Halle wird versuchen denen Paroli zu bieten. Dann sind wir sicher welche, die da auch mitmischen können, jedoch nicht in dieser absoluten Favoritenrolle. Aber generell, nach Aachen und Halle kann fast jeder jeden schlagen. Es ist so ein gutes Niveau dieses jahr, wie es noch nie gewesen ist. Es sind Weltklasse-Events und hat mit Clubmeisterschaften oder Deutschen Meisterschaften nichts mehr zu tun.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Gespräch führte André Helpensteller (AnHe).

Die Aufstellung des Rochsuclub Düsseldorf für die Tennis-Bundesliga-Saison 2009

1 Albert Montanes ATP 33 ESP
2 Fabrice Santoro ATP 37 FRA
3 Mischa Zverev ATP 45 GER
4 Guillermo Garcia-Lopez ATP 42 ESP
5 Martin Vasallo-Arguello ATP 57 ITA
6 Evgeny Korolev ATP 101 RUS
7 Alberto Martin ATP 95 ESP
8 Pablo Andujar ATP 123 ESP
9 Pere Riba-Madrid ATP 144 ESP
10 Jonas Bjorkmann DTB A20 SWE
11 Rogier Wassen DTB B/A67 NED
12 Oscar Sabate Bretos DTB A74 ESP
13 Maximilian Scheiter DTB 330 GER
14 Moritz von Arnim – GER

Die menschliche Komponente ist für Profi Zverev wichtig. Und die stimmt im Rochsusclub um Chef Irmler - Foto: André Helpensteller

Davis-Cup Spieler Mischa Zverev neben seinem Bundesliga Teamchef Detlev Irmler (re.) –  Foto: André Helpensteller

Es gibt einige Artikel hier, die bestimmt weit weg sind von den ganz großen Sportmomenten der Geschichte. Wobei, wer bestimmt, was ein "großer" oder "wichtiger" Moment ist? Die öffentliche Wahrnehmung? Bestimmt. Doch auch das persönliche Empfinden und die eigene Gewichtung spielen eine große Rolle. Durch die Zusammenarbeit der alten Sporthelden-Seite mit Traditionsmannschaften, Einzelsportlern oder Eventreihen, möchte ich diesen Momenten auch hier in diesem kleinen Sportmuseum einen Platz geben. Persönliche Erinnerungen, die es zu wahren lohnt 😉