Dolderer mit der Trophäe für seinen Podiumsplatz beim Red Bull Air Race in Barcelona – Foto: Yvonne Specht/Sportmomente.de

Barcelona, 2009, Red Bull Air Race – Interview mit dem deutschen Piloten Matthias Dolderer, der beim Saisonfinale 2009 in Barcelona seinen ersten Podestplatz feiern konnte: „Das Red Bull Air Race hat eine große Zukunft.“

Herr Dolderer, nach verhaltenem Saisonbeginn sind Sie beim letzten Rennen in Barcelona mit einer eindrucksvollen Leistung auf das Podium geflogen. Wie kam es zu dieser Leistungssteigerung im Verlauf der Saison?
Dolderer: „Da haben viele Faktoren eine Rolle gespielt. Wir hatten vor der Saison nicht viel Zeit, uns vorzubereiten. Das haben wir dann in der Pause zwischen den Übersee- und Europa-Rennen nachgeholt. Zudem hatten wir bei den letzten drei Rennen einen leistungsfähigeren Motor als noch zu Saisonbeginn.“

Heißt das, im WM-Gesamtklassement wäre noch mehr drin gewesen?
Dolderer: „Man muss nur die Punkte der letzten drei Rennen mal zwei nehmen und Platz drei hinter Weltmeister Paul Bonhomme und dem Österreicher Hannes Arch wäre drin gewesen.“

Ein Fingerzeig in Richtung 2010?
Dolderer: „Das ist schwer zu sagen. Natürlich ist der Titel mein Ziel oder zumindest ein Platz auf dem Podium. Aber man muss jedes Jahr die ersten beiden Rennen abwarten. Zudem bin ich mir sicher, dass die Konkurrenz in den nächsten Jahren immer enger zusammenrücken wird. Die Konstanz wird in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen.“

Das Red Bull Air Race entwickelt sich also noch immer weiter?
Dolderer: „Ja, und zwar rasend schnell. In allen Bereichen. Auch deshalb werde ich schon Ende Oktober in die USA fliegen und mich dort mit meinem Entwicklungs-Team zusammensetzen, um die Modifikationen für die kommende Saison zu besprechen.“

Die Vorbereitungen für die nächste Saison haben also bereits mit Ende des letzten Rennens begonnen?
Dolderer: „So kann man es sagen. Wir haben nur rund fünfeinhalb Monate Zeit, ehe es wieder los geht.“

Das Red Bull Air Race wird als die „Formel 1 der Lüfte“ bezeichnet. Ist der Vergleich berechtigt?
Dolderer: „Es gibt sehr viele Parallelen – nicht nur die Geschwindigkeiten: die Feinfühligkeit der Piloten bzw. Fahrer zum Beispiel. Aber auch die Unterschiede darf man nicht vernachlässigen. Wir bewegen uns in unserem Sport in einem anderen, dreidimensionalen Medium.“

Haben sie denn schon ein Feedback von der Formel 1 auf dem Asphalt erhalten?
Dolderer: „Ich bin in diesem Jahr schon gemeinsam mit Sebastian Vettel und Adrian Sutil geflogen. Auch Michael Schumacher saß vor zwei Jahren schon einmal hinter mir. Und sie alle waren beeindruckt.“

Trotz der hohen Geschwindigkeiten ist das Red Bull Air Race ein sicherer Sport, weil…?
Dolderer: „…alles getan wird, damit der Sport sicher ist und auch bleibt. Wir haben ein perfektes Sicherheitskonzept, angefangen vom technischen Bereich bis hin zur Auswahl der Strecke und Piloten.“

Wann kommt die schnellste Motorsportserie der Welt denn endlich nach Deutschland?
Dolderer: „Das Red Bull Air Race hat eine große Zukunft. Wir sind auf einem super Weg. Dass uns die Leute sehen wollen, belegen die durchschnittlich 450.000 Zuschauer, die bei den Rennen an der Strecke sind. Von großem Vorteil ist sicher, dass wir zu den Leuten kommen, nicht sie müssen zu uns kommen. Und vor allem: Unseren Wettkampf kann man im Gegensatz zur Formel 1 beispielsweise vom Start bis zum Ziel von einem Standort aus hautnah verfolgen.“

Aber…?
Dolderer: „Es ist nicht einfach, ein Rennen ins Leben zu rufen. Man muss viele Dinge beachten. Die Infrastruktur muss stimmen, Genehmigungen müssen erteilt werden… Aber es würde mich sehr freuen, wenn in den nächsten Jahren auch mal ein Rennen in Deutschland stattfinden würde, damit ich mein Können vor meinen Fans unter Beweis stellen kann.“

Vielen Dank für das Gespräch!

Zur Information: Bei der von der Fédération Aéronautique Internationale (FAI) überwachten Red Bull Air Race-Weltmeisterschaft müssen die 15 Piloten ihr ganzes Können unter Beweis stellen, um bei Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 370 km/h und Kräften von bis zu 12g die 20 Meter hohen aufblasbaren Pylone, die sogenannten Air Gates, so schnell wie möglich zu passieren.

Zur Person: Matthias Dolderer; geboren am 15. September 1970 in Ochsenhausen; wohnhaft in Tannheim; Pilot; absolvierte mit 14 Jahren seinen ersten Solo-Flug; erhielt mit 17 Jahren die Segelflieger- und Ultraleichtflug-Lizenz; 1991 Deutscher Meister im Ultraleichtflug; übernahm mit seiner Schwester Verena den Flugplatz Tannheim; seit 2009 Pilot bei der Red Bull Air Race-Weltmeisterschaft; beste Platzierung: Rang drei beim Final-Rennen in Barcelona; WM-Neunter 2009.

Es war der erste Besuch bei einem Red Bull Air Race. Der Virus hat mich danach nie wieder losgelassen. Auch, weil Matthias Dolderer nicht nur ein extrem sympathischer Mensch, sondern auch ein sehr interessanter Gesprächspartner ist. Foto: Yvonne Specht/Sportmomente.de

Es gibt einige Artikel hier, die bestimmt weit weg sind von den ganz großen Sportmomenten der Geschichte. Wobei, wer bestimmt, was ein "großer" oder "wichtiger" Moment ist? Die öffentliche Wahrnehmung? Bestimmt. Doch auch das persönliche Empfinden und die eigene Gewichtung spielen eine große Rolle. Durch die Zusammenarbeit der alten Sporthelden-Seite mit Traditionsmannschaften, Einzelsportlern oder Eventreihen, möchte ich diesen Momenten auch hier in diesem kleinen Sportmuseum einen Platz geben. Persönliche Erinnerungen, die es zu wahren lohnt 😉