Die deutsche Delegation beim 3. Kongress in Barcelona. – Foto: AnHe
Die EFPA (Sports Group of European Former Football Players Associations – Verband für europäische Traditionsmannschaften) lud Vereinsvertreter aus ganz Europa zu ihrem 3. Kongress ins altehrwürdige Camp Nou, der Heimspielstätte des FC Barcelona.
Für Sporthelden begleitete ich die deutsche Delegation, bestehend aus Vertretern von Hannover 96, dem VFL Bochum, Alemannia Aachen und dem VDV (Vereinigung der Vertragsfussballspieler) , nach Barcelona.
Vor dem krönenden Abschluss, dem Spiel der Legenden zwischen den FC Barcelona Veteranen (Agrupació Barça Veterans) und einer europäischen Auswahl der EFPA, war Zeit für ein Interview mit Ramon Alfonseda, dem Präsidenten der EFPA. Mit viel Leidenschaft und Überzeugung spricht er über das zweite Leben ehemaliger Fußballprofis, wie die UEFA seinen Verband sieht und warum Geld nicht immer oberste Priorität bei der Unterstützung ehemaliger Spieler hat.
Sie sind Präsident der EFPA (Verband für europäische Traditionsmannschaften). Was genau sind die Ziele des Verbands, der 2004 gegründet wurde?
Ich will etwas ausholen. Als ich vor etwas längerer Zeit mit Menschen, mit vielen Ex-Profis gesprochen habe, wurde mir eines bewusst: Es gibt zahlreiche Spieler die ihre professionelle Fußballkarriere beendet haben, und dann in ihrer „neuen“ Karriere weniger Glück hatten und Probleme bekamen. Diese Spieler brauchen unsere Unterstützung, sei es wirtschaftlich, aber auch medizinischer und sozialer Art. Und genau diese Hilfe zu geben ist das Ziel der EFPA, genauso wie auch vom Fußballclub FC Barcelona mit der Traditionsmannschaft der „FC Barcelona Veteranen (Agrupació Barça Veterans)“.
Jetzt war die Rede von 40.000 Mitgliedern. Dies ist eine gewaltige Zahl – Ausdruck des Ist-Wertes, oder Ausblick auf die Zukunft?
Das ist ein Ziel, das ist die Zukunft. Aber wenn wir es schaffen, 10 neue nationale Verbände aus Europa in der EFPA-Familie zu begrüßen, dann ist diese Zahl realistisch. Wir haben zum Beispiel bei uns in Spanien 4000 ehemalige Fußballprofis, die dem spanischen Verband (FEAFV – Spanischer Verband für Fußballveteranen) angehören. Wenn man diese Zahl hochrechnet, dann kommen wir in etwa auf 40.000. Bei knapp 20 neuen Verbänden sogar auf 60. – 80.000 Mitglieder ehemaliger Profis, die in der EFPA repräsentiert werden können.
Nun fehlen ja noch einige Länder. Auch Deutschland als Fußballnation ist noch nicht dabei. Was möchten sie den deutschen Vereinen mit auf den Weg geben, warum die FPA für ihre ehemaligen Spieler so wichtig ist?
Jedes Land ist unterschiedlich – jedes Land hat verschiedene Mentalitäten. Ich glaube Italien war einer unserer schwierigsten Fälle, um sie von unserem Verband zu überzeugen. Aber jetzt im Juni wird auch in Italien der Nationale Verband gegründet. Auch in Deutschland ist es schwierig, aber warum? Heutzutage sind die Vereine in Deutschland „GmbHs“. Normalerweise schützen diese Gesellschaften ihre Spieler. Vielleicht nicht in dem Maße, wie es sein sollte, aber sie bieten Schutz. Das ist einzigartig – das ist positiv. Aber es ist nicht genug.
UEFA-Präsident Michel Platini unterstützt Ramon Alfonseda von der EFPA bei seiner Arbeit für Ex-Profis – Foto: EFPA
Was will die EFPA anders, was wird sie „mehr“ machen?
Lassen sie es mich so sagen: Unsere Philosophie begründet sich nicht nur darin, die ehemaligen Spieler zu unterstützen, sondern sich auch alle wieder zu treffen, sie zusammenzubringen, um für die anderen da zu sein. Das Problem ist doch Folgendes: Viele Spieler fallen nach ihrer aktiven Kariere in ein tiefes Loch. Als Profis sind sie bekannt, werden geachtet und nach Beendigung der Laufbahn verschwinden sie quasi von der Bildfläche. Das ist das Problem und genau deshalb brauchen sie diese Kontakte. Denn egal was sie auch immer tun – sie werden immer Fußballer und Spieler bleiben – das ist der Schlüssel! Aber die Aufgabe für ehemalige Profis besteht auch darin, der Gesellschaft etwas von ihren Erfahrungen zurück zu geben. Doch wem in der Gesellschaft? Denen, die Unterstützung am nötigsten haben, den Kindern und Jugendlichen. Man muss sie unterrichten und ihnen die wahren Werte des Fußballs vermitteln. Es bringt nichts, den Kindern nur den Gedanken an den Sieg zu vermitteln. Man muss ihnen Werte wie Ethik und Moral beibringen und ich bin fest davon überzeugt davon, dass niemand es besser machen kann als unsere zurückgetretenen Berufsfußballer. Die ehemaligen Spieler sind sehr wichtig!
Sie haben auch mit Michel Platini, dem UEFA-Präsidenten darüber gesprochen?
Ja. Als wir mit Platini gesprochen haben, sagte er einige wichtige Punkte über unseren Verband. Ich erinnere mich gut an ein wichtiges Zitat: „Wir müssen die EFPA dahin bringen, dass sie die ehemaligen Spieler genauso gut vertritt, wie wir (UEFA) die aktuellen Profis.“ Das Ziel: Unser Leben muss nach der professionellen Laufbahn weitergehen. Wir sind frei Turniere zu organisieren, Fußball zu spielen, uns zu treffen. Wir können alle voneinander lernen. Dieses Unterfangen, diese Verbindung wird sehr wichtig. Die Ex-Profis brauchen auch unsere Hilfe in medizinischen und wirtschaftlichen Belangen. Und wir wären sehr stolz, wenn wir jegliche Art von Unterstützung geben könnten.
Sie sprechen mit sehr viel Herzblut und Leidenschaft. Ich kann mir vorstellen, dass der Wunsch einer Mitgliedschaft Deutschlands größer und der Ruf nach einer weiteren Fußballgroßmacht immer lauter wird, um ihre Ziele weiter voran zu treiben, oder liege ich da falsch?
Ja, das stimmt. Deutschland ist ein sehr wichtiges Mitglied. Italien, Großbritannien, Frankreich sind Teil der EFPA und wenn auch Deutschland endlich dabei ist, werden viele anderen Nationen folgen. Vielleicht kann man den Eindruck gewinnen, dass gerade die stärksten Fußball-Nationen es nicht sonderlich für nötig erachten, einen solchen Verband für Veteranen zu haben. Vielleicht haben sie ja recht. Aber in diesem Fall ist nicht das Geld das Entscheidende…
Was ist es dann?
Freundschaft, die Kontakte, vor allem auch das Ego endlich mal wieder auf der Titelseite einer Zeitung zu sein, in den Programmen der Fernsehsender und sich wieder wichtig zu fühlen. Als Beispiel: Ich habe am Rande unseres Kongresses in Barcelona die italienischen Vertreter gefragt, wie sie ihre Fußball-Legenden dazu bewegen, sich ihnen anzuschließen und sie nannten genau die Aspekte, dich ich eben erwähnte. Genau diese Merkmale sind es, die uns in Zukunft zu einem wichtigen Verband werden lassen. Als wir unser Konzept Platini vorstellen sagte er sofort: „YES, we must play“.
Wie wollen Sie die EFPA denn weiter ins Spiel bringen? Sie brauchen Aufmerksamkeit.
Um den Menschen, die EFPA und ihr Anliegen näher zu bringen, müssen wir ein Spektakel veranstalten. Wissen sie, unsere Spieler sind mit ihren 40 – 50 Jahren bestimmt nicht mehr in der körperlichen Verfassung, wie sie es als Profis waren. Aber ihre technischen Fähigkeiten und ihr Können am Ball sind fantastisch und egal ob wir 7 gegen 7 anstelle 11 gegen 11 spielen – mit unseren Fußball-Helden von einst ist das ein Spektakel. Selbst als wir mit der UEFA über eine parallel laufende Meisterschaft, wie z.B. European Cups gesprochen haben, waren wir der Meinung: Warum nicht?
Eine Art Comeback?
Kann man so sagen. Es ist doch so was wie ein zweites Leben, eine zweite Möglichkeit, die die EFPA seinen verdienten Spielern bietet. Wenn du 40 Jahre alt bist, die Fußball-Kariere ist vorbei, aber du möchtest wieder zurückkommen zu deinen Ursprüngen, zu deinen Wurzeln. Der Grund ist eigentlich ganz simpel: Egal was du machst – du bist, bleibst und wirst immer ein Fußballer sein.
Das Gespräch führte André Helpensteller (Für Sporthelden)
Zur Person: Ramon Alfonseda, geboren am 04. März 1948 in Granollers (Spanien). Von 1971 bis 1973 spielte er für den FC Barcelona. In 117 offiziellen Spielen erzielte Alfonseda 27 Tore. Weitere Stationen seiner Laufbahn waren der CF Sabadell, FC Elche und Levante CF. Zusammen mit dem spanischen U23-Nationalteam nahm er 1968 an den Olympischen Spielen in Mexico teil. Nach seiner Karriere wechselte er in die Wirtschaft und wurde ein erfolgreicher Marketing- und Salesmanager. Seit 2003 ist Alfonseda zudem Präsident der Agrupació Barça Veterans (Traditionsmannschaft des FC Barcelona) und seit 2004 Gründungspräsident der EFPA.
Es gibt einige Artikel hier, die bestimmt weit weg sind von den ganz großen Sportmomenten der Geschichte. Wobei, wer bestimmt, was ein "großer" oder "wichtiger" Moment ist? Die öffentliche Wahrnehmung? Bestimmt. Doch auch das persönliche Empfinden und die eigene Gewichtung spielen eine große Rolle. Durch die Zusammenarbeit der alten Sporthelden-Seite mit Traditionsmannschaften, Einzelsportlern oder Eventreihen, möchte ich diesen Momenten auch hier in diesem kleinen Sportmuseum einen Platz geben. Persönliche Erinnerungen, die es zu wahren lohnt 😉